Second Life


Wir alle haben Kleidungsstücke, die uns etwas bedeuten, Lieblingsstücke, an denen wir hängen, die wir mit bestimmten Erinnerungen verbinden, von denen wir uns nicht trennen wollen. Ich hole diese Stücke aus der Dunkelheit des Kleiderschranks wieder zurück ans Licht und gebe ihnen eine neue Bestimmung, ein zweites Leben. Wollen Sie Ihren Kindern ein Stück Zuhause mitgeben, wenn Sie das Haus verlassen? Eine Kissenhülle aus alten Kindersachen und Stramplern? Suchen Sie ein besonderes Geschenk zur Hochzeit? Haben auch Sie verborgene, liebgewonnene Schätze?

Nach dem Tod meiner Mutter 2016 half ich meinem Vater beim Aussortieren ihrer Kleidung. Wir brachten es nicht übers Herz alle ihre Kleidungsstücke wegzugeben, so entstand die Idee aus ihren T-Shirts eine Decke zu nähen. Ich zerschnitt die Shirts in kleine Teile und nähte alles mit der Hand wieder zusammen. Ein langwieriger, aber für mich heilsamer Prozess mit der Trauer umzugehen. So entstanden eine große Decke mit Kissen für meinen Vater und 3 Kissen für ihre 3 Enkel.

Eine Freundin besuchte mich um aus ihren, in über 20 Jahren angesammelten Yogashirts, eine Meditationsdecke zu nähen. Das allererste, das sie sich gekauft hatte, Shirts aus Indien, die für sie eine bestimmte Bedeutung hatten, die für eine besondere Zeit in ihrem Leben standen. Sie hatte zuhause die Shirts schon zerschnitten und bereits eine Anordnung im Kopf. Das Shirt, das für sie am Wichtigsten war, sollte ganz nah an ihrem Herzen liegen. So nähten wir das ganze Wochenende lang, sie erzählte mir die Geschichte der einzelnen Shirts und am Sonntag Abend konnte sie mit einer wunderbaren Decke nach Hause fahren.

 Mein Sohn brachte mir ca. 30 Shirts, gekauft vor Jahren in Australien während seiner work and travel Zeit, aus Indien, Mexico, Mallorca, Erinnerungen an bestimmte Zeiten und Stationen aus seinem Leben, zu klein oder löchrig geworden, Geschenke von Verflossenen. Shirts voller Erinnerungen, von denen er sich nicht trennen wollte. Es entstand eine neue Decke, die jeden Tag in Gebrauch ist.

Dieser Mantel entstand aus einer von Motten heißgeliebten Stickjacke, Stoffresten und alten Seidenblusen, gefärbt mit Krapp und einem Print aus Essigbaumblättern.


An dieser Strickjacke hatten sich unbemerkt hungrige Mottenlarven einen Sommer lang im Schrank gütlich getan.